Thorsten Nagelschmidt & Martin Maria Schwarz - Lesung
14.10.2024 - Darmstadt - Centralstation
Merchy
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ – so besagt es zumindest das Zitat von Hermann Hesse. Bei der Lesung in der Centralstation am 14.10.2024 hat der Zauber jedoch ziemlich lange auf sich warten lassen. So lenkte der Moderator Martin Maria Schwarz zunächst den Fokus auf seine ganz eigene Definition von gut gekleideten Männern, die dem Sneaker-Trend zu widerstehen scheinen. Thorsten Nagelschmidt gelang es glücklicherweise, die Thematik schnell auf den eigentlichen Mittelpunkt des Abends zu legen: SOLEDAD. Die vorgelesenen Passagen überzeugten, wie bei Nagelschmidt üblich, durch kurzweilige und raffinierte Dialoge zwischen den einzelnen Protagonisten und einen detailverliebten Schreibstil. Wer etwas konkretes zum Inhalt erfahren möchte, kann sich gerne an der Vielzahl der bereits dazu geschriebenen Rezensionen bedienen…oder einfach direkt das Buch lesen – kleiner Spoiler: es lohnt sich! Schwarz blieb sich bei den ersten Fragen und Anmerkungen zu SOLEDAD leider in seiner Linie treu. So fragte er, ob es Nagelschmidt schwer gefallen sei, sich gerade in eine Frau hineinzuversetzen und skizzierte dabei klischeehaft eine „typische Frauenhandtasche“. Thorsten Nagelschmidt gab dazu den Hinweis, dass er sich in jede Figur immer neu hineinversetzen muss und das dies unabhängig vom Geschlecht immer wieder eine Herausforderung darstellt. Dabei verwies er auf sein Buch „ARBEIT“, in dem er sich etliche Male dieser Herausforderung gestellt hat. Auch die Begrifflichkeit „alter weißer Mann“ wurde in diesem Zuge thematisiert. So sei dies nur noch als leere Floskel zu verstehen und werde von Menschen genutzt, die sich über das, was hinter solchen Begriffen eigentlich steht, keine ernsthaften Gedanken machen wollen. Mit Blick auf die Gesellschaft der heutigen Zeit leider wahre Worte! Und dann war der Moment gekommen: der Zauber, der dem Anfang fehlte, kam im Verlauf des Abends doch noch zum Vorschein. Die Fragen des Moderators wurden tiefgründig, bereicherten den Lesungsabend mehr und mehr und deckten Nagelschmidts Recherchesucht für die Inhalte seiner Bücher auf. Hokuspokus, hex hex! Alles in allem eine Veranstaltung, die deutlich von der Gesprächsdynamik zwischen Moderator und Autor profitiert hat und, was bei einer Lesung nicht zu vergessen ist, Lust auf einen Aufenthalt in SOLEDAD macht.





